Akademische Laufbahn in Brasilien

Wie den wenigsten Ausländern bewußt ist, bietet Brasilien ausländischen akademischen Kräften die Möglichkeit, über die Teilnahme an einer staatlichen Ausschreibung in den Staatsdienst zu gelangen. Die Teilnahme an einem solchen „concurso público“, wie überhaupt die Aufnahme in den Staatsdienst, ist Ausländern normalerweise untersagt, denn die brasilianische Staatsbürgerschaft ist hierfür Voraussetzung. Bei der genannten Möglichkeit für Akademiker an staatlichen Universitäten handelt es sich um eine Ausnahme hiervon, um ausländische Professoren und Dozenten in brasilianische Hochschulen zu locken.

Die zukünftige akademische Kraft beantragt entweder zunächst ein auf drei Jahre befristetes Studentenvisum, nimmt dann an diversen „concursos públicos“ (staatlichen Stellenausschreibungen) teil und kann dann bei Einstellung eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis mit Arbeitserlaubnis erhalten. Der Weg über das vorgehende Studentenvisum ist interessant für solche Kandidaten, die zunächst ein Austauschstudium oder eine Doktorarbeit machen wollen. Es ist aber auch möglich, gezielt für die Teilnahme am „concurso público“ lediglich mit einem Touristenvisum einzureisen. Wie dies im Einzelfall gehandhabt wird, ergibt sich aus den entsprechenden Angaben im „Edital“. Dies sind die im Gesetzblatt veröffentlichten Bestimmungen für die jeweilige Ausschreibung. Staatliche Universitäten des Bundes veröffentlichen diese Bestimmungen im „Diário Oficial da União“ (vergleichbar in Deutschland in etwa mit dem Bundesgesetzblatt) und staatliche Universitäten eines der Bundesstaaten veröffentlichen diese Bestimmungen im „Diário Oficial do Estado…“, also im Gesetzblatt des jeweiligen Bundesstaates. Die Ausschreibungen samt Bestimmungen werden zumeist auch auf den Webseiten der betreffenden Universitäten veröffentlicht.

Wegen der geringeren Nachfrage läßt sich verallgemeinernd sagen, daß die „concursos públicos“ für die brasilianischen Bundesstaaten im Nordosten wesentlich einfacher zu bestehen sind als solche für Universitäten im Süden. Da jedoch alle diese Stellen bei verhältnismäßig geringem Arbeitsaufwand gut besoldet sind, handelt es sich hier eindeutig um einen privilegierten Sonderweg für Akademiker, der nur wenigen bekannt ist.

Der zusätzliche Erwerb einer brasilianischen Staatsbürgerschaft, auch in der Form einer Doppelstaatsbürgerschaft, ist dann frühestens nach 10 Jahren für die sogenannte ordentliche Einbürgerung oder 15 Jahren für die außerordentliche Einbürgerung möglich. Der Unterschied liegt hier bei den Voraussetzungen, die für die außerordentliche Einbürgerung geringer sind.