Gerichtslaufzeiten

Die Gerichtslaufzeiten in Brasilien, insbesondere Bahia, sind zu lang. In der letzten Zeit wurde in Brasilien viel über diebische Politiker geschimpft. Das war absolut berechtigt. So berechtigt wie in jedem anderen Land. Leider wurde dabei das ebenfalls korrupte, vor allem aber enorm ineffiziente Gerichtswesen weitgehend aus den Augen verloren. Ein staatlicher Dienstleister ist so ungefähr das Schlechteste, das man sich vorstellen kann und genau das sind die Gerichte. Dummerweise handelt es sich hier, wie bei der Landesverteidigung und inneren Sicherheit, um eine der wenigen Aufgaben, die tatsächlich hoheitlich erbracht werden müssen. Eine Reform, nicht Abschaffung der ineffizienten, bürgerfernen Strukturen ist hier also die einzige Lösung.

Bis dahin gibt es zwar Alternativen: So können etwa bestimmte Ersitzungen, unstrittige Nachlassverfahren und Scheidungen heutzutage auch außergerichtlich vor dem Notar durchgeführt werden. Es gibt bei zivilrechtlichen Verträgen die Möglichkeit, die Beilegung durch ein wesentlich agileres Schiedsgericht zu vereinbaren. Auch private Mediatoren können eingesetzt werden. Aber die wichtigste Reaktion des Einzelnen auf das staatliche Versagen ist, dass man in Brasilien die typische Vorgehensweise umkehrt: Man sollte also nicht erstmal loslegen und dann, wenn es schiefging, den Anwalt aufsuchen, um sich zu erkundigen, wie die Gerichte die verfahrene Situation klären können. Stattdessen sollte man zuerst zum Anwalt gehen, um die Interessenskonflikte von vornherein auszuschließen. Im Gegensatz zu den Gerichten, ist der Anwalt nämlich ein Dienstleister, der ein Interesse daran hat, zu liefern. Während Sie dem Gericht nicht vorgeben können, was für ein Ergebnis Sie wünschen und vor allem nicht wann, geht das beim Anwalt durchaus. Wer die rechtlichen und kulturellen Fallen kennt, kann Geschäft, Kauf, Miete, Gesellschaftsvertrag, (geschäftliche) Partnerschaft oder Ehe so strukturieren, dass Konflikte entweder vermieden oder ihre Konsequenzen im Voraus geregelt werden. Die sogenannte „Privatautonomie“, also die weitgehende Freiheit, Verträge nach den Wünschen der Parteien zu gestalten, ist hier ein entscheidendes Instrument. Damit kann der Gang zum Gericht entweder ganz vermieden oder jedenfalls verkürzt werden. Verkürzt deshalb, weil das Gericht die Frage nicht mehr entscheiden muss. Das haben die Parteien schon im Vorfeld getan, im Vertrag. Es muss nur noch die staatlichen Mechanismen der Vollstreckung in Gang setzen. Heißt das nun, dass es dann schnell geht? – Aber nein. Es heißt nur, dass es nicht mehr so entsetzlich lange dauert, wenn Sie den Gerichten über den Einsatz der Privatautonomie im Vorfeld so viel wie möglich der Aufklärungs- und Entscheidungsarbeit abnehmen. Dabei kann Ihnen der Anwalt helfen und das ist auch die effizienteste und letztlich kostengünstigste Nutzung anwaltlicher Dienstleistung. Kommen Sie vorher, wenn wir Ihnen Klarheit verschaffen und Alternativen anbieten können. Nicht hinterher, wenn wir daran verdienen, Ihre Leiden zu begleiten. Nutzen Sie unsere Erfahrung und Rechtskenntnisse im Vorfeld. Lassen Sie uns gemeinsam mit Ihnen nachdenken, planen, was zu tun ist, bevor Sie es tun.

„Aber Anwälte kosten Geld“, werden Sie sagen. – Das ist richtig. Aber Anwälte plus Gerichte kosten noch viel mehr und machen viel weniger Spaß.